Das Ego als Saboteur

Das Ego als Saboteur

Wer kennt das nicht, man ist frustriert oder fühlt sich beleidigt, weil man im Büro nicht die Anerkennung/Wertschätzung bekommt, die man als gerechtfertigt empfindet.
Später wundert man sich dann darüber, warum man so «überreagiert» hat und nimmt sich vor, beim nächsten Mal gelassen zu bleiben, auch wenn es nicht immer klappt. Frustration fühlt sich nicht gut an und veranlasst uns oft zu Reaktionen, die uns schaden können.

Was uns da in die Quere kommt ist unser Ego.

In der Psychologie wird das Ego oft mit der Theorie des Selbst oder auch dem Ich gleichgesetzt, alles etwas uneinheitlich und wenig hilfreich, wenn man das eigene Ego ganz praktisch verstehen und in den Griff bekommen möchte.
Vor allem, da das was das Ego möchte oft nicht das ist, was am besten für uns ist. Wer ein besonders großes Ego hat, beansprucht zumeist Glanz und Gloria für sich, sucht große Aufmerksamkeit und erwartet oft eine berufliche und private Anerkennung der eigenen Person, die nicht unbedingt auf Wertschätzung und tatsächlichen Ergebnissen beruht.
Dabei geht man allgemein davon aus, dass Menschen mit großem Ego auch ein hohes Maß an Selbstwertgefühl haben. Wer aber ein gut entwickeltes Selbstwertgefühl hat braucht kein großes Ego. Er oder sie kennt den eigenen Wert und braucht keine externe Bestätigung dessen.

Für mich ist das Ego wie eine eigene Person, die neben dem Ich, meinem Selbst existiert. Es hat eine eigene Agenda, die nicht immer das Gute für das Ich im Sinn hat, sondern nur für die eigene Befriedigung aktiv wird. Das Ego sabotiert uns dann in unseren eigenen Zielen, damit wir uns darauf konzentrieren, was es für sich selber möchte. Mein eigenes Ego nenne ich liebevoll «mein inneres Rumpelstilzchen», so kann ich es als Teil von mir annehmen und es gleichzeitig wahrnehmen und ansprechen, wenn es mir zu laut und dominant wird. Denn noch mal: Jedes Ego hat eine eigene Agenda! Wird diese nicht befriedigt, fühlen wir uns frustriert, wütend, übergangen, vielleicht auch missachtet – aber inwieweit hilft uns das im Leben oder im Beruf wirklich weiter? Das Ego ist wie der innere kleine Troll, der unter viele Interaktionen im Leben und im Beruf seine wütenden Kommentare schreibt und sich freut, wenn diese große Aufmerksamkeit erhalten. Ihm geht es nicht um Inhalte, sondern um die äußere Anerkennung, das Gesehen werden.
Daher ist es wichtig, sich des eigenen Egos bewusst zu sein, und sich zu fragen «was will ICH und was hilft mir auf meinem Weg wirklich weiter?»

Bin ich mir meines Egos und seiner Agenda (ja, mein Ego ist seltsamerweise ein kleiner wütender Mann, daher auch Rumpelstilzchen) bewusst, fällt es mir leichter von dem Gefühl der Frustration und Wut Abstand zu nehmen, und mich wieder auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Ich kann gelassener darauf reagieren, wenn nicht alles so läuft, wie ich es mir gewünscht habe, und ich kann mir und anderen Menschen mehr Raum geben zu sein ohne alles auf die Goldwaage zu legen (denn ein großes Ego will all den Raum und Glanz für sich, es bezieht jede Kritik oft direkt auf sich).

Die Energie des Egos kann man sich, gezielt eingesetzt, aber auch zunutze machen, nämlich dann, wenn man wirklich mal für sich einstehen muss. Daher ist das Ego nichts Schlechtes per se, man darf ihm nur nicht allzu viel Macht geben und erkennen können, wann das Ego gekränkt ist und wann wirklich das Ich.

Warum ist das Thema Ego wichtig, wenn wir von agilen Unternehmen oder einem agilen Team reden?

Ein gut funktionierendes agiles Unternehmen, genau wie ein agiles Team, braucht eine Vertrauensbasis zu und unter den Mitarbeitenden als auch zu den Vorgesetzten.
Agiles Arbeiten basiert zum großen Teil auf selbstorganisierenden Teams, flache Hierarchien und eine rasche Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Anforderungen an das Projekt.

Selbstorganisation, flache Hierarchien und Anpassungsfähigkeit können nur in Unternehmen und Teams funktionieren, in denen die Kommunikation gut und transparent verläuft. Es gibt hier keinen Platz für Missverständnisse, Bottlenecks oder Menschen, die Projekte sabotieren, um sich dann als Heilsbringer zu propagieren.

Eine gute Kommunikation, eine transparente Unternehmenskommunikation, die alle Mitarbeitenden einbindet, Ziele und Visionen klar verständlich macht und in der alle Mitarbeitenden das Gefühl haben ihre Meinung wird gehört, ist im agilen Arbeitsumfeld also immanent. Daher werden in solchen Unternehmen auch oft Coaches und anderes psychologisch geschultes Personal eingebunden.

Kommt hier jetzt ein/e Vorgesetzte/r oder Mitarbeitende dazu, dessen Ego zu groß ist, der ein zu großes Frustrationslevel mitbringt oder sich nicht gehört fühlt, kann das ganze Gefüge ins Ungleichgewicht gebracht werden, agiles Arbeiten kann nicht mehr reibungslos verlaufen. Ein einzelnes grosse Ego kann die Ziele des Projektes sabotieren und interne Scharmützel starten.

Wie sagt man so schön «Ein fauler Fisch verdirbt die ganze Küche».

Im besten Fall ist das HR natürlich geschult genug, um Menschen einzustellen, die nicht nur die fachlichen Qualifikationen für einen gewünschten Posten mitbringen, sondern auch entsprechende Sozialkompetenz, um sich in agile Strukturen einzubringen. Dennoch ist es wichtig, auch im laufenden Geschäft, Anzeichen für Egobasiertes Auftreten zu erkennen und mit diesen Personen zu arbeiten, so dass Probleme gar nicht erst entstehen.

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